Oktober-Andacht
Es gibt Tage, da möchte man eigentlich gar nicht erst aufstehen. Schlecht geschlafen, gegrübelt. Und dann bringt dieser Tag sicher noch ein paar unangenehme Dinge, die ich halt endlich angehen und erledigen muss. Streit und Frust sind vorauszusehen. Ist doch eh alles sinnlos. Oder?
Und dann der Blick in die Losung, weil die immer am Frühstückstisch liegt. Man ist sie halt gewohnt. Aber was soll da für heute schon drinstehen?
„Ich dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst.“ Ja, genauso ist es, mein lieber Prophet Jesaja!
Aber halt, der Satz geht bei ihm weiter: „Doch mein Recht ist bei meinem Herrn, und mein Lohn bei Gott.“
Wie, ich muss nicht mit Gewalt um mein Recht kämpfen? Da kämpft einer mit. Da kämpft Gott mit. – Und ich arbeite eben nicht umsonst. Einen Lohn gibt es. Gotteslohn. Nicht erst im Jenseits (dort auch!). Aber ich darf mich auch auf heute Abend freuen, weil Gott auch mit kleiner Münze belohnt. Mit dem Wissen: “Ich habe etwas geschafft.“ Mit der Ruhe nach der Arbeit. Mit einem Tee und einem Stückchen Lieblingsschokolade. Oder sogar mit einem lieben Gast und einem guten Gespräch.
Vielleicht gebe ich dem Tag mal eine Chance, gebe mir eine Chance. Die Angst vor dem Tag – die kann warten. Mich ärgern – das kann warten. Wenigstens diesen Tag lang. Mal sehen, was Gott daraus macht.
(Gerhard Ströhla)