November-Andacht
November – wenn ich an den November denke, fällt mir die Geschichte von St. Martin ein. Ein Reiter auf dem Weg durch den Schneesturm sieht in der Ferne einen armen Mann in zerlumpter Kleidung. Er reitet zu ihm. Der Arme bittet den Reiter, ihm zu helfen. Der überlegt nicht lange, trennt mit seinem Schwert seinen warmen kostbaren Mantel in zwei Hälften und gibt eine davon dem Armen. Dieser nimmt die Hälfte und ist geschützt, gerettet von der eisigen Kälte. Diese Geschichte zum Martinstag beeindruckt Jahr für Jahr viele Kinder in den KiTas, auch meine Hortkinder. Aber nicht nur die Kinder sind beeindruckt, sondern auch ich.
Ein Fremder hilft einem Mann, der nichts hat, scheinbar am Erfrieren ist, Not leidet. Nicht mit Geld, sondern ganz praktisch mit einem Teil seines Mantels. Oft frage ich mich, wenn ich diese Geschichte höre: was hätte ich getan an der Stelle des Reiters ? Hätte ich auch angehalten, oder wäre ich schnell weitergeritten und hätte so getan, als hätte ich ihn nicht gesehen.
Was hätten Sie getan ?
Eine Bibelstelle hilft vielleicht weiter bei einer solchen Entscheidung (Hebr. 13,16): „Gutes tun und mit anderen teilen vergesst nicht. Denn solche Opfer gefallen Gott.“ Wir werden aufgefordert, Gutes zu tun und unsere Habe mit anderen zu teilen.
Manche könnten einwenden: „Ich habe doch nichts, was ich teilen kann. Mir reicht es doch selbst oft nicht, was ich habe. Wie soll ich da teilen ?
Denken Sie doch noch einmal darüber nach. Manchmal sind es die kleinen Dinge, von denen wir abgeben können, die vielleicht für einen anderen die Welt verändern.
Vielleicht ist es ein offenes Ohr, eine kleine Hilfe in der Nachbarschaft, Kleidung oder ein Möbelstück für Menschen, die es brauchen, für Bedürftige, jetzt gerade für Flüchtlinge aus der Ukraine. Vielleicht ist es auch eine praktische Hilfe in der Gemeinde – der Münchberger Tisch sucht immer wieder Helfer, die ganz praktisch Hand anlegen, Tüten packen, Lebensmittel abholen. Manchmal kostet es Überwindung, etwas abzugeben, zu teilen, oder sich auf eine Mitarbeit einzulassen.
Ich möchte Sie ermutigen, gerade in dieser dunklen Jahreszeit: Gehen Sie auf andere zu, tun Sie Gutes, lindern Sie das Leid in unserer Umgebung, so wie es St. Martin tat, als er seinen Mantel mit dem Armen teilte.
Wir können zwar nicht die ganze Welt verändern, aber unsere Nachbarschaft. Oft verändern wir damit auch unser Leben. St. Martin gab einen Teil seines Mantels. Für den Armen bedeutete es das Überleben. Leben retten und zum Guten verändern – oft eine kleine Aufgabe, aber eine wichtige. „Gutes tun und mit anderen teilen vergesst nicht. Denn solche Opfer gefallen Gott.“
Conny Raithel