Dezember-Andacht
Wenn ich an den Dezember denke, denke ich auch sofort an Advent und Weihnachten. Und ich behaupte hier einmal: Keine andere Zeit im (Kirchen-)Jahr ist so gefüllt mit Traditionen und Bräuchen. Ich stamme aus Sachsen und bin am Tor zum Erzgebirge groß geworden: Schwibbbögen, Engel und Bergmann, Herrnhuter Stern, Pyramiden, Räuchermänner. Neben dem Adventskranz und brennenden Kerzen, die sicher auch in Ihren Wohnungen im Dezember zu finden sind, verbinde ich mit den genannten Dingen Advent und Weihnachten. Könnte ich mir eine Adventszeit ohne Räucherkerzchenduft und Schwibbbogen vorstellen? Seeeehr schwer! Ich liebe diese vertrauten und gewohnten Symbole der Advents- und Weihnachtszeit.
Sehr beeindruckend finde ich den Schwibbbogen, der meiner Oma gehörte: Das Kind in der Krippe auf Heu und Stroh, neben Ochs und Esel im Stall. Diese Szene wird überspannt von einem Bogen, der eine Dornenkrone ahnen lässt. Die Strahlen des christkindlichen Heiligenscheines reichen bis zum Kreuz. Über allem leuchtet der Stern.
Gott wird Mensch. Gott kommt zu uns und Gott ist mit uns. Das Kind in der Krippe ist das sichtbare Zeichen dafür. Jesus bleibt nicht das Baby im Stall. Er wird erwachsen und erzählt uns von Gott. Jesus ist unsere Nähe zu Gott. Durch das Kreuz verbindet Jesus uns mit Gott. Daran lasse ich mich gern erinnern in diesem Dezember und will seine Nähe suchen.
Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären und sie werden ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott ist mit uns. (Mt.1,23)
Ricarda Geißer
November-Andacht
November – wenn ich an den November denke, fällt mir die Geschichte von St. Martin ein. Ein Reiter auf dem Weg durch den Schneesturm sieht in der Ferne einen armen Mann in zerlumpter Kleidung. Er reitet zu ihm. Der Arme bittet den Reiter, ihm zu helfen. Der überlegt nicht lange, trennt mit seinem Schwert seinen warmen kostbaren Mantel in zwei Hälften und gibt eine davon dem Armen. Dieser nimmt die Hälfte und ist geschützt, gerettet von der eisigen Kälte. Diese Geschichte zum Martinstag beeindruckt Jahr für Jahr viele Kinder in den KiTas, auch meine Hortkinder. Aber nicht nur die Kinder sind beeindruckt, sondern auch ich.
Ein Fremder hilft einem Mann, der nichts hat, scheinbar am Erfrieren ist, Not leidet. Nicht mit Geld, sondern ganz praktisch mit einem Teil seines Mantels. Oft frage ich mich, wenn ich diese Geschichte höre: was hätte ich getan an der Stelle des Reiters ? Hätte ich auch angehalten, oder wäre ich schnell weitergeritten und hätte so getan, als hätte ich ihn nicht gesehen.
Was hätten Sie getan ?
Eine Bibelstelle hilft vielleicht weiter bei einer solchen Entscheidung (Hebr. 13,16): „Gutes tun und mit anderen teilen vergesst nicht. Denn solche Opfer gefallen Gott.“ Wir werden aufgefordert, Gutes zu tun und unsere Habe mit anderen zu teilen.
Manche könnten einwenden: „Ich habe doch nichts, was ich teilen kann. Mir reicht es doch selbst oft nicht, was ich habe. Wie soll ich da teilen ?
Denken Sie doch noch einmal darüber nach. Manchmal sind es die kleinen Dinge, von denen wir abgeben können, die vielleicht für einen anderen die Welt verändern.
Vielleicht ist es ein offenes Ohr, eine kleine Hilfe in der Nachbarschaft, Kleidung oder ein Möbelstück für Menschen, die es brauchen, für Bedürftige, jetzt gerade für Flüchtlinge aus der Ukraine. Vielleicht ist es auch eine praktische Hilfe in der Gemeinde – der Münchberger Tisch sucht immer wieder Helfer, die ganz praktisch Hand anlegen, Tüten packen, Lebensmittel abholen. Manchmal kostet es Überwindung, etwas abzugeben, zu teilen, oder sich auf eine Mitarbeit einzulassen.
Ich möchte Sie ermutigen, gerade in dieser dunklen Jahreszeit: Gehen Sie auf andere zu, tun Sie Gutes, lindern Sie das Leid in unserer Umgebung, so wie es St. Martin tat, als er seinen Mantel mit dem Armen teilte.
Wir können zwar nicht die ganze Welt verändern, aber unsere Nachbarschaft. Oft verändern wir damit auch unser Leben. St. Martin gab einen Teil seines Mantels. Für den Armen bedeutete es das Überleben. Leben retten und zum Guten verändern – oft eine kleine Aufgabe, aber eine wichtige. „Gutes tun und mit anderen teilen vergesst nicht. Denn solche Opfer gefallen Gott.“
Conny Raithel
Erntedank
„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm dankt und hofft auf ihn“
Mist, mir ist gerade gar nicht zum Danken zu Mute. Die Preise für Energie- und Heizkosten gehen durch die Decke, Lebensmittel werden teurer, der Klimawandel ist allgegenwärtig, die Inflation steigt, der Krieg in der Ukraine und zu all dem kommt noch Corona.
Doch der Oktober ist der Monat in dem wir traditionell Gott für die Ernte, für all das, was wir täglich brauchen danken. Ich sitze da und denke nach, eine Andacht zum Thema Dank. Ich komme ins Grübeln und schlage die Bibel auf und lese: „Es soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht. (1.Mose 8,22)
Ja, ich stelle fest Gott hält sein Versprechen. Unsere Probleme sind hausgemacht. Unser Leben wird bestimmt von der Gier nach Profit, Macht und Geld.
Doch Halt. Es gibt auch die andere Seite der Medaille. Menschen, die sich engagieren für den Klimaschutz, für soziale Gerechtigkeit, gegen Ausbeutung und Hunger. Menschen, die verstanden haben was der Auftrag heißt: „Macht euch die Erde untertan.“ (Genesis 1,28)
Menschen, die nach Gottes Wort leben und handeln. Menschen die diese Erde als einen Garten Eden verstehen und gestalten, die pflegen und bewahren, was Gott ihnen anvertraut hat. Dafür will ich danken, fröhlich sein und singen:
„Alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn, drum dankt ihm dankt und hofft auf ihn.“
Denn Gott sorgt für uns Menschen trotz all unserer Unvernunft und Gier. Er sorgt dafür, dass auf dieser Welt alle genug zu essen, Kleidung, Arbeit und vieles mehr haben. Es liegt an uns es gerecht zu verteilen.
– Gudrun Zeitler