Jesus Christus spricht: „Liebet eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet.“ (Matthäus 5,44-45)
„Damit ihr Kinder eures Vaters im Himmel werdet“ – vielleicht meint dies ja: Kinder, die handeln, wie es ihnen ihr Vater aufzeigt. Also so das weitergeben, was Gott uns Gutes tut und uns aufträgt auch zu tun. Wir können dies natürlich nicht so gut wie Gott, der uns ja so nimmt und liebt wie wir sind.
Er, Gott, lässt alle Menschen von seiner Liebe wissen (dazu sollen Christen ja beitragen), dazu sandte er seinen Sohn Jesus Christus, damit alle zu seiner Liebe finden können. Dabei weiß er doch genau, wie wir sind und uns verhalten. Wir Menschen sind nicht perfekt und machen nicht nur Gutes, wir haben viel auf dem Kerbholz. Persönlich der eine Mensch mehr als ein anderer, dennoch liebt Gott jeden einzelnen von uns. Das ist eigentlich unfassbar und nicht zu verstehen, es ist nur zu glauben.
Nicht nur, dass er jeden einzelnen Mann und jede einzelne Frau liebt, die schon lebte, jetzt lebt und noch leben wird, nein, es liegen ihm auch seine Feinde und Verfolger am Herzen. Er will, dass sie seine Liebe sehen, sich von ihr ansprechen und zum Guten helfen lassen.
Das ist so ganz gegen unsere menschliche Denkweise, wir sind geliebt, ohne etwas dafür getan zu haben oder es verdient zu haben – sondern weil wir es lebensnotwendig brauchen. Aber es entspricht doch unserer Sehnsucht, so geliebt zu werden, wie man wirklich und wahrhaftig ist. Natürlich gibt es dafür einen Grund, das ist Gottes Liebe zu uns, weil er genau weiß, wir packen es alleine.
Diese grundlose bzw. unverdiente bzw. unbezahlte Liebe wird in Gottes Barmherzigkeit deutlich, er wendet sich allen Menschen zu. Darum wohl auch dieses Wort der Feindesliebe und das Gebet für die Verfolger, denn es gilt beiderseits. Für den Angefeindeten bzw. Verfolgten und für den Anfeindenden und Verfolger. Die Not, das Leid und der Stress, angefeindet und verfolgt zu sein, fordert eine schnelle Reaktion darauf, und meist greift man darauf zurück, was man gelernt hat oder vorgelebt bekam. Doch wenn ich gelernt habe zu lieben und zu beten, kann womöglich eine Konflikteskalation zu Feindschaft und Verfolgung verhindert werden. Denn die wahrgenommene Feindesliebe und das Gebet beeinflussen ja auch einen Feind und Verfolger, was dann ebenfalls eine Verhaltensänderung auslösen kann. Was dann daraus werden kann, bleibt beiden Seiten überlassen, doch die Brücke zueinander ist gebaut, dadurch, dass wir Gottes Wort folgen.
Ich weiß natürlich auch, es gibt leider allzu oft keine Brücke, denn vieles steht im Wege und es eskaliert. Oftmals sind zahlreiche Einflüsse zu groß und verhindern ein Miteinander, um Feindschaft und Verfolgung zu beseitigen. Doch das macht die Worte zur Feindesliebe und den Aufruf zum Gebet nicht hinfällig, es zeigt nur, als Christen müssen wir rechtzeitig und zu jedem von Gottes Liebe reden, damit es erst gar nicht so weit kommt, dass alles unumkehrbar erscheint. Eine schwere Aufgabe, doch zu meistern, da sie von Gott kommt und er uns mit seiner Liebe dabei unterstützt. Darum heißt das für mich: damit loslegen und nicht hinterm Berg halten.
(Diakon Norbert Pühler)